Der Osten  -
das Stück zwischen Norden und Süden auf der rechten Seite

Montag, 19. Juli
Heute habe ich die Südküste bei Höfn verlassen, der östliche Teil der Insel wartet auf seine Entdeckung.  104 Kilometer fahre ich wieder durch fantastische Landschaften. Links hohe Berge mit riesigen Schuttkegeln, rechts das Meer mit langen, einsamen schwarzen Stränden. Auch hier bleibe ich mehrmals stehen, es gibt so viele tolle Fotomotive. Und auf der ganzen heutigen Strecke sind mir gezählte 17 Radfahrer begegnet: 1 Paar, der Rest Solisten. Vollgepackt mit Schlafsack, Zelt und Campingausrüstung radeln sie einsam durch die Gegend ... Es hat meistens 14 Grad und ist sehr sonnig. Vor meinem heutigen Ziel, dem alten dänischen Handelsort Djupivogur "erfahre" ich den ersten der Ostfjorde. Es ist schon zach, wenn man für 2 Kilometer Luftlinie gut 20 Minuten braucht. Djupivogur ist ein nettes Dörfchen mit Campingplatz und einem Museum, wo es viele Fischskelette und ähnliches zu besichtigen gibt. Der Eintritt ist frei. Kilometer insgesamt 870
Dienstag, 20. Juli
Kühle 8 Grad und Nebel um 9 Uhr, als ich losfahre, Ziel ist Egilsstadir. Das Navi will unbedingt, dass ich statt der Ringstraße die kürzere Strecke fahre, da ist jedoch 4WD-Pflicht. Ich bleibe natürlich auf der 1er, bald lockert sich der Nebel und erlaubt tolle Ausblicke auf die wirklich sehr schöne Landschaft. In einem kleinen Dorf lockt eine (ehemalige) blaue Kirche - jetzt Hostel - zu einem näheren Blick, bald danach leuchtet vom Strand ein orang/roter Leuchtturm herauf, dann ein rotes Häuschen. Es gibt so gut wie keinen Verkehr, auf den ersten 50 Kilometern überhole ich auch nur einen Radfahrer und eine Radfahrerin kommt mir entgegen, beide vollbepackt. Nach drei sehr schönen Fjorden (in einem wird der fangfrische Polardorsch in riesigen Becken für Europas Supermärkte gezüchtet ...) geht es durch den 6 km langen Tunnel, kurz danach zeigt der Kilometerzähler 1000 an. Bald erreiche ich  Egilsstadir, wo ich Mittagspause mache und den NETTO-Supermarkt besuche, auch der Tank wird gefüllt. Das Thermometer am Straßenrand zeigt 25 Grad an, die Sonne lacht vom Himmel. Bald nach Egilsstadir beginnt ein sehr dünn besiedeltes Gebiet. Nach etwa 20 km biege ich rechts ab und besuche die wiederentdeckte und renovierte bzw. neu aufgebaute Geirsstadir-Kirche, die in der Wikingerzeit erbaut wurde. Nächsten Stop mache ich beim sehr schönen Rjukandi-Wasserfall, dann fahre ich gut 50 km durch absolutes Niemandsland (kein Haus, kein Schaf, nur Nix) durch die einzigartige Wüstenlandschaft von Mödrudalsöraefi und parke um 18 Uhr auf einem Rastplatz ca. 20 Kilometer vor Grimsstadir im (ebenfalls im Niemandsland) ein. So wie es sich für Wüste gehört, hat es um 20 Uhr bei ziemlich hoch stehender Sonne 27 Grad, ein paar Minuten vor 23 Uhr verabschiedet sich die Sonne spektakulär. Kilometer heute: 305, insgesamt 1.175

Mittwoch, 21. Juli
Ein Sommertag. Schon um halb 9 hat es 16 Grad, Tendenz steigend. Über die "Golden Gate Bridge" (einspurig, wie 99 % aller Brücken) fahre ich zu den beiden Wasserfällen Dettifoss und Sjellfoss (größter Fall in Europa). Erschreckend, mit welcher Geschwindigkeit die Wassermassen über den Abbruch stürzen. Nächster Halt etwas weiter in der Sackgasse-Schlucht von Asbyrgi, ein hufeisenförmiges Tal, umgeben von ca. 50 - 90 m hohen, senkrechten Felsen, am Eingang der breiten Schlucht eine einzelne, sehr schöne Felsformation. Weiter geht die Fahrt, die Landschaft ist sowas von schön, ich könnte alle 2 Kilometer ein Foto machen, beschränke mich aber aufs Notwendigste, weil sonst komm ich vor Weihnachten nicht mehr zurück. Als ich bei einer Hinweistafel "Sehenswürdigkeit" spontan abbiege, bin ich am Anfang eines Vogelschutzreservates, die Vögel sind sehr neugierig und umkreisen mich ziemlich frech.
Ca. 20 km weiter nördlich steht ein Schild am Straßenrand: 66 Grad 12 Minuten nördliche Breite - der Polarkreis wird überquert und somit verlasse ich ca. 30 km vor Husavik den Osten. Bis auf das Schild weist gar nix auf den Polarkreis hin, im Gegensatz zu Norwegen bzw. Finnland (Rovaniemi), wo man sich mit Souvenierständen und dergleichen gegenseitig überbietet.
weiter geht es im Norden.