FINNLAND 2018 - die Mitte

Wohnmobilreisen in Finnland ist einfach perfekt. Am 30. Juni haben wir unsere Rundreise in Helsinki begonnen - und haben keinen einzigen EURO für das Übernachten bezahlt. In jedem noch so kleinen Dorf gibt es schöne Park- bzw. Stellplätze (meistens an einem See gelegen), auf denen das Übernachten mit dem WoMo kostenlos erlaubt ist, in den Städten sucht man sich halt einen geeigneten Platz, entweder im Zentrum oder am Rand. CAMPINGPLATZ-ZWANG wie vielfach in Österreich gibt es hier nicht. Gratis Trinkwasser bekommt man bei fast jedem Supermarkt bzw. Tankstellen, Entsorgung ist auf den vielen Übernachtungsplätzen ebenfalls gratis möglich. Und da jetzt im Sommer die Sonne bis ca. 23:00 (im nördlichen Finnland) scheint und es in der Nacht auch nie richtig finster wird (maximal leichte Dämmerung), ist unsere Bordbatterie dank der zwei Solarpanele ebenfalls immer voll. Der Diesel kostet in den Städten so um die 1,43 bis 1,49 €, bei Diskonttankstellen außerorts zahlte ich auch schon nur 1,30 €. LIDL-Märkte und finnische Supermärkte sind flächendeckend vorhanden, die Preise kaum höher bzw. gleich wie in Österreich.

Montag, 9. Juli
Am Vormittag verlassen wir bei blauem Himmel Luhanka, unser erstes Ziel ist (zwangsläufig) die gigantische Brücke Kärkisten silta, wo wir kurz vorher auf einem Parkplatz das WoMo abstellen und die Brücke zu Fuß erkunden, faszinierend der Ausblick auf den tief drunter liegenden See mit dunkelblauem Wasser. Einige Kilometer weiter ist die Schleuse von Keiteleen kanava, ein wahres Riesending mit 110 m Länge und einem Hub von 10 - 12 Meter.  Schade, es war gerade kein Schiff in der Nähe, das die Schleuse passieren wollte.
Auf der Halbinsel Summaassari besuchen wir das Steinzeitdorf, ein nach Forschungsergebnissen der Archäologen rekonstruiertes, ca. 6000 Jahre altes Dorf. An Hand von nachgebauten Behausungen, Jagdfallen, Waffen und Werkzeugen kann man sich einen guten Überblick über das damalige Leben machen.
Unser nächstes Ziel ist gut 100 km weiter leicht südwestlich, Virrat. Die Straße dorthin ist arg, schier endlos fahren wir in langen Wellen auf noch längeren Geraden durch Wald, Wald - und Wald. Ab und zu durchbrochen von Wiesen, dann wieder Wald. Und sonst nix, außer vielleicht alle 10 km ein Mini-Dorf. Nicht einmal Seen haben sich in diese Gegend verirrt, zumindest sehen wir vor lauter Wald keine. Wohin die wenigen Seitenwege führen, haben wir nicht erkundet. Aber trotzdem: interessant war diese gute Stunde Fahrzeit sicher, es war bis auf etwa alle paar Minuten ein Wohnmobil kaum Verkehr.
Wir landen 5 km nach Virrat auf einem schönen Platz direkt am See, doch der Lärm der nahen Hauptstraße "vertreibt" uns, wir verbringen die Nacht 5 km in der anderen Richtung am WoMo-Wanderplatz Torisevan (N62:12:04.5 bzw. E 23:49:44.9). Kilometerstand: 3.209  heute gefahren: 280 km
Dienstag, 10. Juli
Wieder keine Wolke am Himmel. Am Vormittag wandern wir durch den Wald am nahen See zu einer "Almwirtschaft" auf Kaffee und Kuchen, dann machen wir uns auf die Weiterfahrt über Virrat und Parkano Richtung Vaasa. Wieder fahren wir viele Kilometer auf brettelebener Straße durch Wald, Wald und nochmals Wald. In Luopa lockt uns ein Aussichtsturm, der auf einem 140 Meter hohen Hügel steht und auf 134 Stufen zu besteigen ist. Von der "enormen" Seehöhe von  175 m hat man einen imposanten Ausblick auf das Flachland rundherum.

 

In Kurikka besichtigen wir die nicht nur von außen interessante Kirche, auf einen Besuch bei der Langlauflegende Juha Mieto verzichten wir. Kann mich noch gut an seinen 15km-Lauf bei Olympia 1980 erinnern, als er vom Schweden Thomas Wassberg um eine lächerliche Hundertstel geschlagen wurde und sich bei der Siegerehrung über Silber "freuen" musste.
Es hat heute meistens 29 Grad und ich hab keine Lust mehr zu fahren, Seinajöki ist unsere Endstation für heute, wir besichtigen noch den 65 m hohen Kirchturm (tolle Aussicht) mit seinen 276 Stufen, dann parken wir direkt am Ufer des Sees ein, ich paddle eine Runde, dann lassen wir den Tag bei warmen Temperaturen ausgleiten, die Sonne scheint bis 3/4 11. Kilometerstand: 3.380,  heute gefahren: 171 km
Mittwoch, 11. Juli
Wieder ein Hochsommer-Tag, über 20 Grad in der Früh, 30+ um die Mittagszeit. Wir sitzen faul in der Sonne bzw. im Schatten, am Nachmittag unternehme ich eine größere Ausfahrt mit dem SUP. Hier am See sind einige SUP unterwegs, jedoch bedeutet das S in Finnland nicht STAND sondern SIT, kaum jemand steht am Board, und wenn - eigenartige Haltung .... Eine mir bisher unbekannte Sportart gibt es hier auch: Frisbee-Golf. Funktioniert so wie Rasengolf, nur muss hier eine Frisbee-Scheibe in einen Korb geworfen werden, so wie beim Golf gibt es eine vorgegebene Wurfanzahl, gezählt wird auch mit über/unter PAR.
Donnerstag, 12. Juli
Von Seinajöki fahren wir gegen Mittag nach Norden, ignorieren die Industriestadt Vaasa und kommen zum ganzen Stolz der finnischen Architekten bzw Bauingenieure: die REPLOT-BRÜCKE ist mit ihren 1.045 m die längste Brücke in Finnland und verbindet das finnische Festland mit einer vorgelagerten Inselgruppe. Wir parken vor der Brücke auf einem Besucherplatz und erkunden das Bauwerk der Superlative zu Fuß. In einem frische Fische-Laden unter der Brücke erstehe ich einen halben norwegischen Lachs und einen geräucherten Rotbarsch, dann fahren wir weiter zum westlichsten Punkt Finnlands, Svedjehamn (N63:22:03.1 E21:18:38.9).
Hier gibt es im Hafen ein Restaurant sowie einen großen (und staubigen) Parkplatz, einen Kilometer weiter ist eine kleine Bucht direkt am Strand, wo wir uns hinstellen. Der Lotus-Grill komt zum Einsatz, es gibt gegrillten norwegischen Lachs. Brigitte erntete einen Becher voll Schwarzbeer, die hier überreichlich wachsen, im Omnia entsteht ein köstlicher Kuchen. Das Wasser in der Bucht ist sehr seicht und laut Brigitte BACHLWARM. Also cirka 30 Grad  :-) Am Abend erfahren wir erstmals auf unserer Reise, wie es ist, wenn die Mücken ausschwärmen - ohne ausreichenden Insektenschutz gehen wir nicht mehr vor das WoMo. Kilometerstand: 3.503, heute gefahren: 123
Freitag, der 13.
Auf unserer Weiterfahrt nach Norden sind das kleine Munsala und das etwas größere Nykarleby unsere Ziele. Die Feldsteinkirche beherbergt die älteste Orgel Finnlands und hat auch einen wunderschönen Altar. Leider können wir weder das eine noch das andere Juwel besichtigen, heute Freitag ist die Kirche nämlich geschlossen. Ruhetag sozusagen. Aber allein der Anblick auf das alte Gemäuer lohnt sich und auch vor dieser Kirche steht ein hölzerner Fattiggubbe, eine Figur mit Einwurfschlutzen für milde Geldgaben. Die hier erinnerte mich an eine Mischung von zwei bekannten Figuren aus der Geschichte. Nicht nur wegen Hut und Spazierstock ...

Bei der Weiterfahrt nach Nykarleby kommen wir in ein sintflutartiges Gewitter, die Temperaturen fallen innerhalb von einer halben Stunde von 26 Grad auf 12 Grad, mehrmals muss ich (so wie auch die Einheimischen) rechts ran und den ärgsten Wolkenbruch abwarten. Und nicht nur einmal gibt es Wolkenbruch mit Hagel garniert. Auf alle Fälle verpasse ich die Abfahrt nach Nykarleby und wir landen in Jakobstad, das wir eigentlich erst morgen besichtigen wollten. Auch hier hat der starke Regen der letzten Stunde seine Spuren hinterlassen.
21 km sind es zurück nach Nykarleby, die wir wieder bei sonnigem Wetter zurücklegen - und der Rückweg hat sich mehr als gelohnt: die eher unscheinbare Holzkirche St.Birgitta ist eine der ältesten ihrer Art in Finnland, und was den Innenraum betrifft, vermutlich aber die Schönste: blau aufgemalte Vorhänge an den Fenstern, Wölkchen und andere Ornamente  an der Decke und eine sensationelle Kanzel. Und wie in Finnland üblich, steht auch hier der Glockenturm neben der Kirche.
Zurück nach Jakobstad, dann noch 9 km zum Meer, wo wir am Badeplatz Fäboda einen ganzen Parkplatz für uns alleine haben: N63:40:09.0 bzw. E22:33:11.5. Gut 200 Meter sind es zum Meer, das hier mit kleinen Sandbuchten lockt, dazwischen liegen riesige, glattgeschliffene Felsbrocken. Viele Einheimische sind inzwischen hierher gekommen und nützen das Schönwetter zu einem Bad im ca. 23 Grad warmen Meer. Und nach 22 Uhr kommen nochmals ca. 50 Leute dazu und warten auf den Sonnenuntergang, ich natürlich auch. Ganz langsam, in sehr spitzem Winkel, nähert sich die Sonne dem Horizont, um schließlich um 23:12 blutrot ins Meer einzutauchen. Richtig finster wird es ja die ganze Nacht nicht - und wann die Sonne wieder aufgeht, haben wir noch nicht beobachten können, aber laut Internet um ca. 3 Uhr.
Samstag, 14. Juli
Heute fahren wir nochmals nach Jakobstad/Pietarsaari, wir haben ja gestern nur eine überschwemmte Straße gesehen. Doch Jakobstad ist eine sehr nette Stadt mit einigen tollen Häusern: der markante Bau der Tabakfabrik Strengberg mit seinem eigenartigen Uhrturm, der rote Ziegelbau der örtlichen Feuerwehr, die übliche Holzkirche und ein tolles Rathaus.
Auf der Straße der "7 Brücken" fahren wir von Insel zu Insel, sehen immer wieder die schönen roten Holzhäuser mit ihrem englischen Rasen in der grünen Landschaft, bis wir am Ende einer Seitenstraße einen Parkplatz  (N63:48:13.0 bzw. E22:40:42.3) finden. Das besondere daran ist, hier kann man Ruderboote zum Nulltarif ausleihen und damit am See herumrudern, oder so wie es eigentlich alle Gäste machen: auf die nahe Insel Köpmanholmen rudern um im dortigen Kaffeehaus einzukehren. Km-Stand: 3.728
Sonntag, 15. Juli
Der Hochsommer wird fortgesetzt, strahlend blauer Himmel begleitet uns auch heute auf unserer Weiterfahrt. In Kalajoki machen wir einen kurzen Halt und bestaunen die Evangelisch-Lutherische Kirche, ein Bau aus Backsteinziegel mit zwei Orgeln. An die Opfer des zweiten Weltkrieges erinnern auch hier Gedenkgräber. Ein paar Kilometer weiter findet man das alte Handelszentrum der Gegend, die alte Holzhaus-Stadt Vanha Plassi mit den alten Holzhäusern am schönen Flussufer.
Es war am Nachmittag 32 Grad heiß, so dass wir unsere Fahrt für heute am Pidisjärvi-See beenden, es gibt hier einen Stellplatz (N63:55:02.7 bzw. E24:56:37.1) beim Badeplatz mit Sandstrand, leider schwimmen im Wasser viele Algen knapp unter der Oberfläche, was den Einheimischen nichts ausmacht, wir verzichten aber auf ein Bad im gefühlt 25 Grad warmen Wasser. Motorboote kurven über den See und zwei Wasserscooter haben ihren Spaß. Meine kleine SAT-Empfangsanlage ist hier für den ASTRA echt zu klein, daher bleibt uns nur das Internet, um über den Stand des Finalspiels der Fußball-WM informiert zu sein. Das Daumendrücken für Kroatien hat leider nicht geholfen ... Gegen Abend ziehen ein paar Wolken auf und es wird etwas "kühler", um 20 Uhr hat es nur mehr 24 Grad. Km-Stand: 3.897, heute gefahren: 169 km
Montag, 16. Juli
Des Nachts wurden wir einige Male durch auspuffintensive Autos gestört, auch schliefen wir wegen den doch recht hohen Temperaturen unruhig. Das Wetter war auch heute unverändert, um 9 Uhr hatten wir schon 24 Grad, von Wolken keine Spur. Etwa 35 km östlich von Pidisjärvi ist an der großen Kreuzung von Ravintola die Raststation VASKIKELLO, dessen Chef an die 1.500 verschiedenen Glocken aus aller Welt gesammelt/erworben hat und in einer einzigartigen Ausstellung präsentiert. Es gibt nicht nur Kirchenglocken, auch viele Arten und Formen Schweizer Kuhglocken sowie Bimmelglöckchen in allen Größen und Formen sind zu sehen. Die exotischste Kirchenglocke kommt aus Sansibar.
Wir biegen bei der Kreuzung nach Norden ab und nehmen Kurs auf die sechstgrößte Stadt Finnlands, Oulu. Auch auf diesen gut 100 km fahren wir durch viel Wald, aber auch durch viel Ackerland und Grünflächen. Und wie schon die letzten Tage begegnen uns jede Menge Wohnmobile, auch Wohnwagengespanne sieht man häufig - und hunderte Motorräder. Ich behaupte, Finnland hat die größere WoMo-Dichte als Italien. Die Straße nach Oulu ist wunderschön, meistens gibt es lange gerade Stücke, ab und zu durch eine Kurve bzw. Kuppe unterbrochen. Dörfer sieht man wenige, nur die Sammlung der Postkästen bei den relativ wenigen Seitenstraßen/Wegen weisen darauf hin, dass sich hinter den Bäumen Häuser befinden. Natürlich gibt es auch verschiedene Hinweis- bzw. Warntafeln, ab und zu sieht man auch eine Windmühle.
Um 14 Uhr erreichen wir Oulu, 32 Grad zeigt unser Thermometer. Wir parken auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz mitten in der Stadt, gleich neben dem Marktplatz. Nach einem kurzen Bummel zu den roten Salz-Speicherhäusern und der sehenswerten Markthalle samt Mittagessen am Markt spazieren wir in das nahe Zentrum und bestaunen das Rathaus, die Domkirche (beim Bau damals die größte Kirche Finnlands) und weitere wunderschöne Gebäude. Am Abend verlassen wir den doch recht lebhaften Parkplatz und stellen uns neben Stadion und Jachthafen zu einigen anderen Womos (N65.018864 bzw. E25.463085). Kilometerstand: 4.121, heute gefahren: 224 km
Am Vormittag besuchte ich nochmals den Markt und kaufte Rentierfleisch bzw. geräucherten Rentierschinken, dann setzten wir unsere Reise fort, Ziel ist ROVANIEMI, die Hauptstadt des Lappenlandes am Polarkreis.

 unsere Route in Mittelfinnland: