zuerst ein paar Tage in Kroatien, dann durch Bosnien und Montenegro nach
ALBANIEN

Oh lord, want you buy me a mercedes benz
(aus einem alten albanischen Volkslied)

Dienstag, 1. Oktober

Ganz so einfach wie gedacht war es mit unserem Herbsturlaub heuer nicht. Weil erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Oder anders gesagt: GUT DING BRAUCHT WEILE. Auf alle Fälle ist es heute so weit und wir können loslegen, und zwar nicht von Villach, sondern vom Klinikum in Klagenfurt, wo ein Termin zu erledigen war. Erstes Ziel ist der Camp von OKRUG GORNJI bei Trogir, den wir nach 7 Stunden und relativ einsamen 570 km um 18:30  erreichten (Autobahnmaut 220 Kuna) und den von Fam. Sorge reservierten Stellplatz bezogen.
Mittwoch, 2. Oktober
Ein bisschen Sonnesitzen, ein bisschen mehr Nixtun, eine Bootsfahrt nach Trogir mit Marktbesuch und Studium des ALBANIEN-Reiseführers waren unsere heutigen Aktivitäten. Am Abend gab es ein kräftiges Gewitter mit viel Donner und noch mehr Blitz.
Donnerstag, 3. Oktober.
Das Gewitter hat sich verzogen, nur die dichten Wolken, die ab und zu Wasser lassen, sind geblieben, was mir wieder Zeit zum Reiseführerstudium verschafft. Sonst verging der Tag ziemlich faul, eigentlich sehr faul ....
Freitag, 4. Oktober
Um 10:15 starten wir und fahren wieder einmal "Privatautobahn", biegen nach Ploce ab und erreichen die bosnische Grenze,  fahren an Medjugorje vorbei und nehmen Kurs auf Montenegro. Die Straße durch Bosnien ist eher nicht so, teilweise sehr eng und rumplig, kurvig sowieso, dafür ist die Landschaft sehenswert. Hohe Berge, tiefe Schluchten, wenig Dörfer.
Die Grenzformalitäten bei der Einreise nach Montenegro waren kurz und schmerzlos, eine wunderbar neue Straße führt nach Niksic. Jedoch nur ca. 15 km, dann Baustelle mit Gegenverkehrsstück. Wir stehen gut eine Stunde, bis unsere Seite fahren darf. Die Baustelle zieht sich über viele Kilometer dahin, ohne Asphalt, Schlaglöcher, teils einspurig. Nichts wurde es mit unserer geplanten Durchfahrt bis nach Albanien, ca. 30 km vor der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica fuhr ich bei beginnender Dämmerung von der Hauptstraße ab, wir standen die Nacht ruhig und gratis in einem kleinen Dorf beim örtlichen Denkmal an die Opfer des 2. Weltkrieges.
Samstag, 5. Oktober
Um 8 Uhr fuhren wir weiter, durchquerten Podgorica im Morgenverkehr und erreichten bald danach die Grenze zu Albanien bei Han i Hotit (395 km von Okrug entfernt), die restlichen 39 km nach Shkoder waren ebenso rasch erledigt wie die Grenzformalitäten. Wir durchquerten die ca. 150.000 Einwohner zählende Stadt und landeten wohlbehalten am CAMPING LEGJENDA, gut 4 km südlich vom Stadtzentrum unter der Burg, 19 Euro kostet die Nacht inkl. Strom. Kilometerstand: 994 km ab Villach. Einige Österreicher stehen mit ihren WoMos da, auch Gäste aus Deutschland, der Schweiz und Italien sind hier. Der Großteil davon verlässt den Platz gegen Mittag, bis zum Abend sind die freie gewordenen Plätze aber schon wieder besetzt.
Wir gehen zu Fuß ins Zentrum und besichtigen die Hauptmoschee Ebu Bekr (Kleinausgabe der Hagia Sofia in Istanbul), die orthodoxe Kathedrale, die katholische Stephanskathedrale und die Franziskanerkirche in der Nähe. Das wahre Leben Shkoders spielt sich in der komplett autofreien Fußgängerzone Kole Idromeno ab. Ein Lokal/Kaffeehaus/Geschäft neben dem anderen, fast alle in aufwändig restaurierten Villen untergebracht.

Sonntag, 6. Oktober
Auf einem felsigen Hügel befinden sich die Reste vom ROZAFA-Castle, einer 3,6 ha große Burganlage, deren älteste Mauern aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. stammen. Von der Burg aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Umgebung. In der Nacht wird das Gebäude durch einen Scheinwerfer vom Camp aus beleuchtet.
Montag, 7. Oktober
Um 10 Uhr machen wir uns auf die Weiterfahrt, wir wollen heute den nordalbanischen Teil von Shkoder nach Kukes durchqueren. Was auf den Straßenkarten von Google und dem Navi relativ entspannt aussieht, wurde zu einer wahren Kurvenorgie. Bis Puka (56 km, gut 2 Stunden Fahrzeit) war es noch ganz gut, der Rest reinste Schwerarbeit, keine gerades Stück über 100 m, dafür meistens 2 oder 3 mehr oder weniger scharfe Kehren. Die Landschaft entschädigte mich aber dafür ...

 

Immer wieder sieht man Gedenkstätten von tödlich verunglückten Autofahrern. Die 88 km nach Kukes erledigten wir in 3,5 Stunden. Die Nacht wollten wir 15 km außerhalb in Bushat auf einem "Stellplatz" verbringen, den haben wir aber nicht gefunden, so fuhren wir zurück und standen in einer Seitenstraße nahe vom Stadtzentrum in Kukes. 174 anstrengende Kilometer in 7 Stunden (samt Pausen) waren es heute, 1.168 km insgesamt.
Kukes (ca. 17.000 Einwohner) ist eine der ärmsten Städte Albaniens, viele Industrien aus der Zeit Enver Hoxhas wurden zugesperrt. Die Stadt ist immer noch durch zahlreiche Plattenbauten mit unverkennbar russischem Charme geprägt, durch viele Parkanlagen wird versucht, die Stadt freundlicher zu machen. International bekannt wurde Kukes im Kosovokrieg, als die Stadt ca. 300.000 Flüchtlinge aus dem nur 15 km entfernten Kosovo in Zeltcamps aufnahm.
Dienstag, 8. Oktober
Eigentlich wollten wir im Landesinneren nach Peshkopia fahren, 75 km und laut Navi ca. 2 1/2 Stunden. Und von Peshkopia quer durch das Land wieder an die Küste. Wäre eine Tagesfahrt für ca. 200 km geworden, wir entschieden uns dann dagegen und nahmen die sehr neue Autobahn von Kukes nach Lac (5 EURO Maut) und bogen kurz nach Lac ans Meer ab, die Lagune von Patok war unser Ziel. Viele Restaurants säumen die Straßen über die Dämme, gratis Stellplätze gibt es auf den Dämmen oder vor den Lokals. Wir entschieden uns für einen Damm und verbrachten den ganzen Tag in der warmen Sonne, am Abend speisten wir sehr gut im Restaurant Gesi. 114 km sind es von Kukes bis in die Lagune, 1.282 km fuhren wir bisher.

Mittwoch, 9. Oktober
Auf nach Kruja, einer mittelalterlich geprägten Stadt und einer der Tourismushotspots Albaniens, 35 km südlich. Wir parkten mitten im Stadtzentrum und spazierten zur Burg- und Festungsanlage, danach durch sehr nette Basargassen.

Nach gut 2 Stunden Stadtbummel fuhren wir weiter, 65 km und eineinhalb Stunden bis zum Kap Rodan, eine ca. 10 km ins Meer reichende Landzunge (300 LEK Mautgebühr für die letzten 3 km Rumpelpiste). In der ersten Bucht am Ende des Kaps steht eine wunderschöne Steinkirche aus dem 12. Jahrhundert. 10 Gehminuten weiter gibt es gut 50 Meter über dem Meer an der tollen Steilküste einige Großbunker, die in die Felsen geschlagen wurden. Nochmals 10 Minuten weiter und direkt am Meer (steiler Weg nach unten) findet man die Reste der kleinen Festung Raoni-Castle aus dem 14. Jahrhundert. Es war wieder einmal Zeit, die Drohne steigen zu lassen.

Genau 100 km waren wir heute unterwegs, die Nacht werden wir hier in der Einschicht verbringen, gemeinsam mit einem WoMo aus Dortmund, das schon in der Lagune von Patok neben uns stand. Es war schon finster, als es plötzlich bei uns klopfte - eine Art "Parkwächter" kam, um Stellplatzgebühr zu kassieren. Von den normalerweise zu zahlenden 1000 LEK werden die 300 für die Zufahrt abgezogen, für die bezahlten 700 gab es keine Quittung ...

Donnerstag, 10. Oktober
Die Nacht in der Pampa war ruhig, nur ab und zu bellten irgendwo ein paar Hunde. Wir machten uns auf die Weiterreise in die Haupstadt Tirana. Wieder die teils sehr rumpelige Straße zurück (10 km Kap = ca. 20 km Straße), dann auf der Stadtautobahn durch die Stadt. Problemlos erreichten wir unseren Hotel-Stellplatz beim Hotel Baron, 4 km außerhalb vom Zentrum, 17 Euro kostet die Nacht inkl. Strom. Mit dem Linienbus fuhren wir dann ins Zentrum, dem Skanderbeg-Platz. Um diesen großen, lebhaften Platz findet man alle (für uns interessante) Sehenswürdigkeiten.

 

Freitag, 11. Oktober
Unser zweiter Tag in Tirana, wieder fahren wir mit dem Bus ins Zentrum und setzen unsere Besichtigungstour fort, einiges an Zeit verbrachten wir am Markt - und ich habe sie endlich gesehen bzw. gefunden: die legendären ALBANISCHEN SALZWASSERMELONEN. Wer kann sich noch an das (die) Tohuwabohu erinnern? Auch die albanische Variante vom Gebrauchtbuchverkauf lernten wir kennen.

 

Samstag, 12. Oktober
Heute wollen wir in die Mitte des Landes, Elbasan (drittgrößte Stadt Albaniens) ist unser Ziel. Aber erstmals fahren wir im Vormittagsverkehr durch enge und kurvige Straßen quer durch Tirana, bis wir endlich die Talstation der DAJTI-Kabinenbahn (Made in Austria, Doppelmayer) erreichen. Es ist die längste Seilbahn des Balkan, vom Plateau bei der Bergstation (Piknikplätze, Kinderspielplätze, Reiten, Buggybahn, Schießstand, Folklore usw.) hat man eine sehr schöne Aussicht auf Tirana.

Nach unserem Bergausflug fahren wir wieder durch die Stadt, diesmal im Mittagsverkehr. Ziel ist die ca. 15 km in Richtung Elbasan liegende, sehr gut erhaltene Festung Petrele. Die Auffahrt fällt in die Kategorie "Arbeit", ebenso der Spaziergang über gut 100 Höhenmeter vom (kleinen) Parkplatz zur Festung.  Aber die Aussicht auf Tirana (jetzt von Osten) ist die Mühen wert.

Gegen Abend erreichen wir Elbasan, haben aber ein Problem bei der Stellplatzsuche. Es gibt nämlich nichts Vernünftiges in der Nähe vom Zentrum. So landen wir einige Kilometer weiter östlich auf dem Parkplatz bei einem Restaurant, wo wir auch unser Abendessen einnehmen und uns am Rand des Parkplatzes für die Nacht hinstellen. Gegen 22 verlassen wir aber den Platz, es ist einfach nur laut von den vielen Gästen bzw. den an der sehr nahen Hauptstraße vorbeirauschenden Lastwagen. Zurück nach Elbasan, wo wir dann doch am Stadtrand einen guten und vor allem ruhigen (gratis) Platz finden.
Sonntag, 13. Oktober
Das Stadtzentrum ist gut 1 km zu Fuß entfernt, wir spazieren am Vormittag bis zum Hauptplatz, besichtigen die Altstadt mit Resten der mittelalterlichen Stadtmauer, bestaunen den 47 m hohen Uhrturm leider nur von unten, dann entdecken wir den riesigen Markt der Stadt. Es ist einer der sehenswertesten Märkte Albaniens, kaufen kann man hier alles. Wirklich alles, vermutlich auch einen Mercedes nach Wahl.

Am frühen Nachmittag fahren wir weiter, gut 70 Kilometer durch eine wunderbare Landschaft an die Ostseite des Landes nach Pogradec am riesigen Ohrid-See, knapp vor der Grenze zu Nordmazedonien. Wir stellen uns auf den schönen Camp ARBI im Ortsteil Tushemist. Zwei Womos aus Deutschland sind da und ein weiterer Carthago aus Amstetten. Es wird deutsch gesprochen ... Der saubere und tolle Platz kostet 12,50 pro Nacht.

Montag, 14. Oktober
Pogradec bietet bis auf eine lange Strandpromenade nichts, aber 7 km weiter (4 km nach der Grenze in Nordmazedonien) befindet sich ein UNESCO-Weltkulturerbe, das Kloster Sveti Naum, direkt am Ufer des Ohird-See gelegen. Tolle Fresken schmücken die dreischiffige Klosterkirche, die ganze Anlage ist einfach sehenswert.
Wir haben jetzt das nördliche/mittlere Albanien (teilweise) kennengelernt, 1.861 km sind wir insgesamt unterwegs gewesen, davon 897 km in Albanien. Von der Grenze zu Nordmazedonien fahren wir jetzt weiter in den Süden. Fortsetzung des Reiseberichtes im TEIL 2