Ein bisschen Südtirol im September
Wort des Urlaubs: TORNANTE
(italienisch, auf deutsch: KEHRE)
7. September:
Über Sillian fahren wir bei Sonnenschein nach Toblach, biegen dort nach links ab in das Höhlensteintal nach Schluderbach. Hier geht es wieder links weg zu den 3 Zinnen. Wir leisten uns die doch recht stattliche Maut von 26 EUR für die Auffahrt. Gut investiertes Geld! Auf einer herrlichen Panoramastraße bei teilweise ziemlich grossen Steigungen und sehr engen Kehren (Tornante) kriechen wir teilweise im 1. Gang dem Endparkplatz entgegen. Dann eine ca. halbstündige Wanderung zu einem Alpengasthof in 2200 Meter Höhe. Und bei blauem Himmel bietet sich dann der Überanblick auf die 3 Zinnen. Auf dem rechten Gipfel ist grad eine 3er-Seilschaft zu sehen. Wir setzen uns auf die Terrasse von einer Hütte (Name leider vergessen) und feiern den ersten "Gipfelsieg". Während Brigitte sich nach einer halben Stunde mit unserem Hund auf den Weg zurück zum WoMo macht, spaziere ich noch ca. 150 Höhenmeter weiter, um die Zinnen von hinten zu sehen. Noch imposanter und steiler als von der Südseite! Nach diesem Hochgebirgsausflug geht es dann weiter nach Cortina d'Ampezzo. Und wieder einmal machen wir die Erfahrung, dass für WoMo's nicht überall Parkplatz vorhanden ist. Der Stellplatz von Cortina befindet sich ungefähr 4 km nördlich der Stadt - laut spärlichen Hinweisschildern. Gesucht - gefunden. Eine aufgelassene Flugplatzpiste, gesichert mit einem Schranken, der sich um 6 EUR öffnet. Vor dem Schranken ist auch noch viel Platz, aber ein sehr bestimmter Polizist "überredet" alle davor stehenden WoMo's zum Erwerb des Tickets. So auch uns ... So gegen 20 Uhr fahren wir ein und legen uns aufs Ohr. War ein schöner Tag.
8. September:
Nach einem erholsamen Schlaf bis 9 Uhr wird gemütlich gefrühstückt. Brigitte feiert heute übrigens den ca. ?3. Geburtstag - gleichzeitig haben wir auch Hochzeitstag. Und als wir dann den Platz verlassen wollen, mussten wir feststellen, dass das Ticket nur 12 Stunden gültig war. Also für ca. 2 Stunden nochmals 6 EUR einwerfen, dann war der Schranken offen. Das merken wir uns aber :-)) Es ist wieder wunderschönes Wetter, fast keine Wolken sind am Himmel und angenehm warm ist es auch. Heute steht die Fahrt über den Falzarego-Pass am Programm. Am Scheitelpunkt der Straße auf knapp 2100 Meter führt eine Seilbahn ohne Stütze auf den Berg - knapp 3000 Meter hoch. Von hier wandern wir ca. 20 Minuten auf den Gipfel, dann zurück zur Bergstation, wo wir uns ein bissl in die Sonne setzen und etwas Wein trinken. Für den Rückweg haben wir nicht die Bahn genommen, sondern sind auf der "Schipiste" abwärts gegangen. Vorbei an den Festungen und Tunneln aus dem 1. Weltkrieg, die die österreichischen Soldaten in den Fels gegraben haben, um den Angriff der italienischen Truppen zurückzuschlagen. Sehr imposant, sehr interessant - und auch sehr anstrengend war der Abstieg. Teilweise mehr als 45° geht es für knapp 2 Stunden abwärts. Endlich wieder beim WoMo angekommen, werden als erstes die Schuhe gelüftet. Gemütlich geht es weiter über den Passo Pordoi nach Canazei, wo wir uns auf einem Campingplatz (mangels anderer Parkmöglichkeiten - siehe Cortina) für die Nacht niederlassen. Am Abend bummeln wir durch den Ort, essen eine sehr gute Pizza. Und etwas Wein hat es auch gegeben.
9. September:
Ziel von heute ist Meran. Wir parken am Busbahnhof und machen uns auf eine Stadtrunde. Nettes Städtchen, schöne alte Häuser - und viele Lokale in der Laubengasse. Im Marco Polo-Reiseführer ist eine Buschenschenke namens Kuckuck ein paar Kilometer außerhalb angeführt. Die haben wir uns dann zum Abendessen ausgesucht. Typische Süddiroler Speckknödel - Brigitte mit Parmesan überbacken, ich mit Wildschweinbratwurst, dazu 1 1/2 Liter Wein und etwas Grappa waren das Ergebnis. Über die Nacht sind wir am Parkplatz vom Kuckuck geblieben - ziemlich im Tiefschlaf ....
10. September:
Nach dem "Erwachen" fuhren wir zu den "Gärten von Trauttmansdorff". Botanik pur - eine Sehenswürdigkeit für alle, die sich gerne mit Blümchen, Bäumen und sonstigen Pflanzen beschäftigen. Auch für andere - wie mich - sind die Gärten sehenswert. Nach ca. 3 Stunden waren wir durch. Unser nächstes Ziel war Bozen. Etwas außerhalb fand ich einen Parkplatz für unser Auto, dann ging es zu Fuß ca. 20 Minuten ins Zentrum. 2 Stunden lang durch Laubengänge, über den Walther-Platz, am Obstmarkt vorbei usw. Zum Abschluss besuchte ich noch unseren alten Freund Ötzi (nicht den DJ, sondern den Echten) im Museum. Müde ging es dann zur Ruh, wieder am Campingplatz von Bozen.
11. September
Natürlich wieder bis 9 Uhr geschlafen. Es ist ja nicht nur so, dass wir müde sind - auch unser Hund braucht seinen Schlaf. So gegen 10 Uhr machen wir uns dann auf die Reise nach Kaltern. Es ist Mittwoch und Markttag. Tarvisio lässt grüßen. Wir decken uns mit sehr preiswerten und noch besseren Schinkenspeck und Würsten ein, machen eine Stadtrunde mit Kaffee und Wein, dann geht es weiter zum Kalterer See. Links und rechts Apfelplantagen soweit man sehen kann, daher natürlich nirgends ein Platz zum Übernachten. Am Südufer finden wir schließlich was, parken ein und machen uns mit den Rädern auf - der See muss ja umrundet werden. In der Abenddämmerung spaziere ich noch eine Weile durch die Gegend und sammle einige Äpfel auf ... Die Nacht war wunderbar ruhig, nur gegen 9 Uhr weckten uns die Traktoren auf, die zur Apfelernte unterwegs waren.
12. September
Morgenpost bekommen wir von Peter aus Innsbruck. Er fragt, ob wir schon auf Schloss Hocheppan waren. Dort ist es wunderschön. Naja, schaugn wir mal. Also, zurück Richtung Bozen, dann hinauf auf den Berg. Die Straße wird immer schmäler, dann komm ein Bauernhof mit einer ziemlich niedrigen Durchfahrt unter der Stadelbrücke. Aber gleich danach ist eine Tafel: Parkplatz 500 Meter. Nur gut, dass dann die Straße zu Ende war... Nach einer halbstündigen Wanderung - sehr steil aufwärts - dann das Schloss. Peter (irgendwie doch ein Einheimischer) hat nicht zu viel versprochen. Super hier heroben. Wir trinken je einen Apfelsaft gespritzt und Brigitte isst den besten Apfelstrudel ihres Lebens - was hat sie bloß bisher gegessen :-)) So um die Mittagszeit machen wir uns dann auf den Rückweg, starten das WoMo und weiter geht es über den Mendelpass nach Cles und dann nach "Tote Hose". So kann man Madonna die Campiglio um diese Jahreszeit bezeichnen. Ist nicht mal untertrieben. Alle Hotels zu, ca. 15 "ältere" Herrschaften spazieren herum. Naja, auch wir waren dabei. Gegen Abend dann wieder ins Tal, auf einem leeren Parkplatz bei einer Seilbahn haben wir eine sehr ruhige Nacht verbracht.
13. September
Wie machen wir das nur, dass wir zu Hause immer ohne Wecker um halb 6 munter sind? Wieder einmal bis 9 Uhr geschlafen, dann vor dem WoMo gemütlich gefrühstückt. Heute steht etwas Gebirge am Programm. Als erster geht es zum Passo di Gavia. Anfangs eine normal breite Straße, dann auf einmal: Engpass, Kehre (Tornante), Achtung, Gefahr usw. Vor der Kehre stehen 2 Steirer mit ihren WoMo's, ich fahre vorbei - und schau in die Rückfahrscheinwerfer eines anderen WoMo's. Der kommt tatsächlich im Retourgang herunter. Ich rechts ran, er bleibt stehen und erklärt mir, dass diese Straße nichts für ihn sei. Nur einspurig und eine Kehre nach der anderen. AHA ! Na gut, jeder wie er will, wir fahren. Zum Glück ist es etwas nebelig und es ist nicht zu sehen, wie senkrecht es links hinunter und rechts hinauf geht ... Jedenfalls haben wir Glück gehabt - kein Gegenverkehr. So alle 2 Minuten haben uns Motorräder auf engstem Raum überholt, die Luft wurde dünner, die Vegetation weniger. Und schließlich waren wir oben: Passo di Gavia (2618 Meter). Am Scheitelpunkt der Straße ca. 50 Motorräder, etwa gleich viele FAHRRÄDER (!), kein PKW - und unser WoMo. Na gut, das ist ein Viertel Rot im Rasthaus wert. Drinnen urgemütliches Kaminfeuer, draußen so um die 5 Grad und Nebelfetzen ziehen um die nahen Gipfel. Irgendwie bin ich mit kurzer Hose und T-Shirt "underdressed". Unser nächstes Ziel ist der bekannte Wintersportort Bormio. Leider gleich viel los wie in "Tote Hose Madonna". Naja, vielleicht schaugn wir mal im Winter vorbei. Dann fahren halt weiter, wir müssen ja noch über das Stilfser-Joch. Endlose Kehren (Tornante) auf aber angenehm breiter Straße kurven wir aufwärts, die Sonne scheint, alles o.k. Und oben am Parkplatz in ca. 2800 Meter kommen uns die Schifahrer entgegen. Muss ich mir mal für den Sommer vormerken! Und dann die Abfahrt ins Finschtal! 49 Kehren (Tornante) - manche so eng, dass ich die Rechtskurve links fahren muss - und dann sind wir wieder unten. Kurz nach der letzten Kehre kommt uns ein WoMo entgegen und bremst uns mit Lichthupe ab: "Wie ist die Auffahrt? Schwer? Lange?" AAAAAch, kein Problem, wir wünschen gute Fahrt!!! War ja einer aus Norddeutschland, die können ja sowieso alle soooo gut Autofahren, wird sicher kein Problem gewesen sein :-) Zügig geht es die ca. 100 km zurück nach Bozen, wo wir auf unserem schon bewährtem Campingplatz Glück haben: 2 Plätze sind noch frei! War ein schöner Tag heute, daher dürfen wir alle 3 auch etwas müde und happy ins Bettchen kriechen. So gegen 22 Uhr ...
14. September
Richtig - um 9 Uhr aufgewacht. Was machen wir heute? Wir fahren auf die Seiser Alm. Durch Bozen durch, dann rechts weg nach Kastelruth und hinauf bis zum Straßenende (viele Tornante). Alm pur. Für 5,50 dürfen wir einen Parkplatz benutzen, für weitere 7 fahren wir mit einem Sessellift etwas aufwärts bis auf ca. 2000 m - im Schritttempo. Aber besser langsam fahren als steil gehen! Und dann wandern wir so ca. 2 1/2 Stunden bis zur Seiserhütte, wo wir uns mit Speckknödelsuppe und gebratenem Speck mit Spiegelei auf Röstkartoffel stärken. Und unser kleines Hundchen spaziert mit, als ob nix wäre. Aber nach der Rückkehr (ohne Lift, daher auch fast 3 Stunden) sind wir doch etwas "abgearbeitet". Leider haben alle Restaurants schon geschlossen und wir müssen uns selber verpflegen. Die doch recht kühle Nacht verbringen wir auf einem Parkplatz direkt auf der Alm.
15. September
Wieder ein Tag wie gehabt. Schlafen bis 9 Uhr, dann Frühstück und bei leichter Bewölkung fahren wir um wiederum 7 Euro mit dem Lift auf die andere Seite der Seiseralm. Oben die fast tägliche Wanderung, nach ca. 3 Stunden sind wir wieder beim WoMo. Und hatten ein Erlebnis der 3. Art: Es gibt viele eingezäunte Wiesen, die man durch Übersteigen einer Gatter durchqueren kann bzw. muss. Bei einer Hütte war es wieder soweit. Wir drüber - sportlich locker. Und von links oben - einer sehr steilen Almwiese - setzt sich ein Jungpferd in Bewegung. Immer schneller auf uns zu. Schon haben wir zu überlegen begonnen, in welche Richtung wir ausweichen werden, falls ... Und so ca. 50 Meter vor uns hat das Pferdl zu bremsen begonnen. Die vorderen Hufe haben blockiert, die hinteren haben geschleudert - wir haben geschaut - und dann ist es sich doch noch ausgegangen. Keine 10 Meter vor uns war das Bremsmanöver zu Ende und das Pferdl hat uns irgendwie überrascht angeschaut. Und umgekehrt! Naja, weiter bis zum WoMo und dann wieder Richtung Bozen, weiter nach Rovereto, dann zum Gardasee. Eine herrliche Fahrt am Ufer entlang bis kurz nach Lazise, wo uns schon Gertrude und Günther erwarteten.
16. - 17. - 18. - 19. -20. -21. September
Eigentlich wollten wir nur ein oder zwei bis drei Tage bleiben, aber das Wetter war so schön, der See so warm .... Lazise war zu besuchen, Sirmione ebenfalls ..... Daher wurde noch ein bisschen mehr draus. Wir tranken einfach köstlichen Rotwein (Bardolino), dazu Pizza, Pasta diverse, Eis und so weiter. Und am Samstag war dann Ende. Zurück nach Villach über Bozen, Brixen, Lienz.