Apulienab in den Süden, Jänner 2019
Samstag, 12. Jänner 2019
Um 11 Uhr machten wir uns bei Sonnenschein auf den Weg in den Süden, gut 7 Stunden und 640 km später parkte ich am Stellplatz von Loreto, ca. 10 km außerhalb von Ancona ein, nicht jedoch noch vorher bei einer "billigen" Tankstelle vollzutanken - € 1,39 für den Liter, auf der Autobahn kostet er zwischen 1,45 und 1,57 (Self). Der Kassier bei der Mautstelle hat leider genau geschaut und so zahlten wir halt Klasse 3 (mit Anhänger) 59,10 an Maut.
Der Dom von Loreto ist nach dem Petersdom in Rom die zweitwichtigste Wallfahrtskirche in Italien und einer der wichtigsten der katholischen Welt. Die Basilika beinhaltet die SANTA CASA, das heilige Haus von Nazareth, in dem Maria aufwuchs und die Verkündigung des Herrn empfing. Im deutschen Sprachraum gibt es zahlreiche Loreto-Kapellen, die dem Heiligen Haus von Loreto nachempfunden sind.
Sonntag, 13.1.
Am Vormittag spazierten wir nochmals in die Stadt, nicht jedoch ohne eine der vielen und wunderschönen Weihnachtskrippen zu besichtigen und die Basilika samt Kloster bei strahlendem Sonnenschein zu besuchen. Bei viel Sonne und Temperaturen von 14 bis 18 Grad fahren wir bis San Severo, (heute war die Maut geringer, der Kassier sah meinen Hänger nicht :-) biegen dort links ab und erreichen über San Giovanni Rotondo unser heutiges Ziel: das Bergstädtchen Monte San Angelo in ca. 830 m Seehöhe. Anfangs fuhren wir durch "graubraune" Natur, oben weiter zeigte sich dann der Schnee ... Die Kleinstadt bietet tolle Kirchen, ein mächtiges Kloster und viele enge Straßen, in denen die weißen Häuser dicht an dicht stehen. Das bekannteste Heiligtum ist die Grottenkirche, der Erscheinungsort von Erzengel Michael.
Dass es in den letzten Tagen auch in Süditalien winterlich war, zeigt uns der schneebedeckte Parkplatz, auch hat es Null Grad und der Wind tut sein Übriges. Wir wollten zuerst in Monte San Angelo über Nacht stehen, entschieden uns aber dann doch, die schmale, kehrenreiche und ziemlich steile Straße wieder ans Meer zu fahren und die Nacht auf einem Stell/Campingplatz zu verbringen, und zwar in der Nähe von Barletta, inkl. Strom 15 Euro. Die Straße von Manfredonia zum Camp ist sehr rumplig, wir kamen teilweise nur sehr langsam voran. Km-Stand heute: 1.055
Montag, 14.4.
Unsere Entscheidung, nicht am Monte San Angelo zu übernachten, erwies sich als sehr gut. Es regnete in der Früh leicht und hatte frische 9 Grad. Am Monte hat es sicher bei Minusgraden geschneit. Am frühen Nachmittag erreichten wir nach insgesamt 1.316 km unser heutiges Ziel, den Camp LA MASSERIA am Stadtrand von Gallipoli. Gabi und Herbert aus Melk, die wir in Loreto kennengelernt haben, standen auch da, gut eine Stunde später kamen Anni und Norbert Schieder an. Da es regnerisch blieb, unternahmen wir relativ wenig, eigentlich nichts ...
Die nächsten Tage war es sehr sonnig, auch der Wind war kaum noch spürbar. Ich startete die Drohne, wir gingen bis nach Gallipoli, wo wir auf Kaffee und Kuchen einkehrten und verbrachten viel Zeit in der Sonne vor dem Wohnmobil.
Auch die KAWA kam zum Einsatz. Eigentlich wollten wir so nah wie möglich am Meer bis nach Santa Maria di Leuca fahren, aber das erwies sich als sehr schwer bzw. als unmöglich. Viele Seitenstraßen enden mit der Tafel "privato" vor eingezäunten Villen, auch sind die schmalen Straßerln sehr rumplig, was mit dem Motorrad nicht viel Spaß macht. Wir schafften es bis nach Torre Suda, wo wir zum auf einer Anhöhe liegenden Castello fuhren. Leider war die Zufahrt gesperrt, aber wir konnten von außen doch einiges von der tollen Anlage sehen.
Für die Weiterfahrt nach Leuca nahmen wir dann die schön ausgebaute SS274. Santa Maria di Leuca liegt am südlichsten Eck vom Absatz des italienischen Stiefels, hat einige sehenswerte Kirchen, ein schönes Kloster auf der Anhöhe und auf der anderen Seite der Bucht die Reste eines mächtigen Turmes.
Am Donnerstag Abend lud der Campingplatzbetreiber zu einem Grillabend am Lagerfeuer. Man könnte fast glauben, dass da im riesigen Feuer etwas mitverbrannt wurde ...
23 km südlich von Gallipoli liegt der Ort Urgento, bekannt durch seine riesige Kathedrale und der mächtigen Burg. Bin schon gespannt, wie das Innere der Kathedrale nach Fertigstellung der Renovierung aussehen wird.
Sonntagswetter am Sonntag, 20.1.
Wir sitzen um 9 Uhr in der warmen Sonne vor dem WoMo beim Frühstück, dann kommt die Drohne zum Einsatz. Es ist absolut windstill und so lasse ich das Ding auf 353 m über dem Camp steigen und fotografiere auch in Richtung Gallipoli.
Gegen Mittag fahren wir mit der Kawa ins 11 km entfernte Santa Maria al Bagno, wo heute der Wochenmarkt stattfindet. Außer 2 Kilo Orangen kaufen wir noch einen knappen Kilo Goodies in einer Pasticceria. Am Nachmittag sitzen wir dann mit Anni und Norbert bzw. Gabi und Herbert in der Sonne und machen "Schönwetter" bei den süßen Spezialitäten (Brandteigkrapferln mit Creme, Canolli, Mandelgebäck und ...)
Das Tief, das sich derzeit von Tunesien über Sizilien bis nach Norditalien und Slowenien erstreckt, bekommen auch wir zu spüren. Die Sonne ist nur selten zu sehen, am Dienstag ist es auch ziemlich windig, die Temperaturen sinken auf 12 Grad. Plus natürlich. Ich half am Montag Anni und Norbert beim Aufbau des aufblasbaren Vorzeltes, am Dienstag fuhr ich um die Mittagszeit bei Sonnenschein (es war über eine Stunde sehr sonnig) der von mehreren Türmen beherrschten Küste entlang wieder nach Santa Maria al Bagno, um für die Nachmittagsjause bei Schieders (Kärntner Speck, Salami, Hartwürstel und Käse, dazu italienisches Schwarzbrot) eine süße Nachspeise aus der Pasticceria Picadilly zu holen. Wir saßen zu sechst im Vorzelt, während es draußen frisch und windig war. Danke für die Einladung, Anni und Norbert.
Mittwoch ist Markttag in Gallipoli. Neben den üblichen Qualitätstextilien (Pullover um 10 €, Unterwäsche ab 1 € und Schuhe ab 10 €, pinkfarbene, hellgrüne oder blitzblaue Schi-Overalls ab 25 €) gibt es natürlich die verschiedensten Haushaltsgeräte, technische Geräte - und Orangen, Mandarinen, Granatäpfel, frisches Glashausgemüse, Gewürze, Fische usw. Das selbe Angebot wie auf allen anderen Märkten halt. Wir decken uns mit Mandarinen (4 Kilo um 3 €) und Orangen (3 Kilo um 2 €) ein. Gegen Abend verziehen sich die Wolken und es gibt einen schönen Sonnenuntergang.
Gestern haben wir im Fernsehen gesehen, heute Donnerstag ist es da: ein Tief, das von Tunesien über Sizilien und Kroatien bis nach Ungarn reicht. War es am Vormittag noch ab und zu sonnig, so zog es um die Mittagszeit komplett zu, am späteren Nachmittag ging der Regen in starken Regen über, die Temperatur sank auf 8 Grad. Wir verbrachten aber trotzdem einen tollen Nachmittag im Vorzelt von Anni und Norbert, heute verwöhnten uns Gabi und Herbert mit Köstlichkeiten vom Grill, Brigitte machte eine Mascarpone/Obst-Creme, Gabi legte mit Waffeln und Eis mit Schlag nach. Irgendwann sollte ich wieder einmal ans Fasten denken ....
Freitag und Samstag übten wir "Innendienst", es regnete teilweise sehr stark, dazu böiger und auch kalter Wind. Beim Carthagohändler zahlte ich im Dezember für die vorgeschriebene Dichtheitsprüfung satte 144 €. Bei einer solchen Prüfung wird das WoMo mit einem Gartenschlauch aus allen möglichen Lagen angespritzt, dann wird innen nachgeschaut, ob irgendwo Wasser eingetreten ist. Hier haben wir 2 Tage lange in regelmäßigen Abständen eine viel intensivere Wasserung bekommen, kostenlos und gratis. Und tatsächlich, das 1 Jahre alte Wohnmobil ist dicht.
Sonntag, 27. Jänner
Heute werden wir von einem wolkenlosen Himmel verwöhnt. Petra hat uns gestern gefragt, ob wir an einem gemeinsamen Ausflug nach Otranto an die Ostküste interessiert wären, klar sind wir dabei. 1 PKW, 2 Roller, 1 Quad und wir machen uns um halb 10 auf die Reise. Sonntagsausflug bei Sonntagswetter. Gut 40 Kilometer fuhren wir quer durchs Land, jetzt wissen wir, wo die meisten Olivenbäume Italiens stehen. Hier vermutlich. Unser erstes Ziel war ROCA VECCHIA, etwas nördlich. Bekannt wurde dieser Küstenteil durch seine prähistorischen Bauwerkreste und eine wirklich tolle Küste mit Grotten und bizarren Felsformationen.
Otranto ist eine Hafenstadt an der Meerenge von Otranto, nur 70 km von Albanien entfernt. Die Kleinstadt hat eine bewegte Geschichte, das schlimmste Ereignis fand 1480 statt. Osmanische Türken eroberten die Stadt und köpften 800 Männer, die sich geweigert hatten, zum Islam überzutreten. 2013 wurden diese Männer von Papst Franziskus heilig gesprochen. Viele Schädel der Opfer kann man in der Kathedrale Santa Annunziata sehen. In der Kathedrale gibt es auch ein 20 mal 57 Meter großes Mosaik mit ca. 10 Millionen Steinchen.
Neben der Kathedrale sind auch der Park am Meeresufer und der Hafen sehenswert, beeindruckend auch die Festung Castello Aragonese.
3 Kilometer südlich kehren wir bei der Tenuta Agrituristica zum einem kleinen, 17gängigen Mittagsessen ein. Hier kann man nicht nur ausgezeichnet essen, auch ein Stellplatz für Wohnmobile ist vorhanden.
Während sich einer der Haus- und Hofhunde vor dem Lokal sonnte, stiegen wir in die "Unterwelt" ab: Im Garten findet sich eine archäologische Seltenheit Europas: IPOGEO di Torre Pinta von Otranto, eine vermutlich 3000 Jahre alte Leichenverbrennungshöhle mit vielen Nischen, in denen die Asche der Verstorbenen in Tonkrügen aufbewahrt wurde. Die zentrale Kuppel der in den Fels geschlagene Höhle brach im 17. Jahrhundert zusammen, zu dieser Zeit wurde von den Einwohnern ein Taubenschlagturm errichtet, der sich perfekt in die vielen Nischen integrierte. Wann und warum die Reste der ursprünglichen Nutzung verschwunden sind, ist unbekannt.
Um 17 Uhr kehrten wir von dem perfekt organisierten Ausflug (großes Danke an Petra) zurück, das Abendessen fiel heute aus ....
Die Küste in diesem Gebiet wird von vielen Türmen dominiert, die dem Schutz des Landes vor Angriffen von See (vor allem durch die Türken) dienten. Manche sind noch sehr gut erhalten, von einigen sind nur mehr Reste zu sehen. Wir nützen das wieder frühlingshafte Wetter am Dienstag zu einer Torre-Tour, beginnend in Santa Maria al Bagno, wo ein besonderer Turm zu sehen ist: der Torre del Fiume, von dem nur die vier Ecktürme erhalten geblieben sind, der Rest wurde zerstört. Der Torre dell'Alto ein paar Kilometer weiter (16. Jahrhundert) mit seiner imposanten Außenstiege ist 14 Meter hoch und diente nicht nur der Verteidigung, der Legende nach wurden Verurteilte vom Turm über die Klippen ins Meer geworfen. Die Aussicht vom Turm auf die Küste ist auch sehr schön.
Am Weg zum Torre Inserraglio, wieder ein Kilometer weiter, kommen wir an vielen Feldern vorbei, auf denen Artischocken wachsen. Der Torre Inserraglio ähnelt dem Torre dell'Alto, ist aber nicht so gut erhalten. Endstation unserer Torre-Tour ist Porto Cesareo, 35 km nördlich von Gallipoli. Der hiesige Turm ist ebenfalls eine Kopie vom Torre dell'Alto, im Obergeschoss ist aber die Guardia di Finanza untergebracht, deshalb kann man auch nicht die Treppe hinaufgehen. Wir setzen uns im Hafen in ein Kaffeehaus, dann fahren wir wieder zurück zum Camp und konnten ein "Opfer" eines Sturmes im Meer liegen sehen ...
Und wieder zwei Tage mit wechselhaftem Wetter: unter Tags viel Sonne, einfach zum vor dem WoMo sitzen und die Wärme genießen. Abends dann wieder Wolken, in der Nacht auf Donnerstag hat unser WoMo den Schüttel- und Rütteltest bestehen müssen, der Windschutz vor dem Auto ist irgendwann gegen morgen in die Knie gegangen. Dafür war es tagsüber wieder wunderbar sonnig und auch an die 20 Grad warm in der Sonne vor dem WoMo, die Blumen blühen am Camp. Nur das Meer war wieder einmal sehr "unruhig", bis heute war keine Chance, das Paddelboard zu wassern ....
Freitag, 1. Februar 2019
Heute steht die Besichtigung von Lecce, der Provinzhauptstadt, am Programm. Petra hat für morgen einen Bus organisiert, um nach Lecce zu fahren, wir haben aber eine Kawa-Fahrt vorgezogen. Allein zu zweit. Das nachweislich über 3.200 Jahre alte Lecce ist neben dem sizilianischen Noto DIE Hauptstadt des italienischen Barock. Wir parken beim Porta S. Biagio und machen uns auf den Weg in die hinter hohen und massiven Stadtmauern liegende Altstadt.
Der Dom von Lecce (erbaut 1144) befindet sich an der gleichnamigen Piazza. Der Dom ist dreischiffig und besitzt 12 großartige Altäre. Leider ist der Aufstieg auf den Turm nicht möglich, auch die Krypta ist gesperrt.
Neben den vielen wunderschönen Häusern im Barockstil beeindrucken noch Teatro Romano, die Kirche Santa Maria delle Grazie, Piazza Sant Oronzo, die Basilika Santa Croce, der Palazzo del Governo und das Porta Napoli.
Die Altstadt von Gallipoli (Danke an Petra für die sehr informative Führung am Dientag, 5.2.) liegt auf einer Insel und beeindruckt durch viele enge Gassen, weißen, niedrigen Häusern, vielen auch im Winter blumengeschmückten Balkonen, Treppenaufgängen und Bögen. Den Zugang zur Altstadt schützt ein mächtiges Kastell. Der Barockdom wurde 1696 fertiggestellt, sehr schön die reich verzierte Tuff-Fassade, das helle und freundliche Innere ist stark von der Renaissance beeinflusst. Die von außen ziemlich unscheinbare Kirche la San Croce di Cristo beeindruckt mit einem pompösen Kirchenraum.
In der Altstadt kann man eine der wenigen erhalten gebliebenen historischen Ölmühlen besichtigen, die in den weichen Sandstein gegraben wurden. Bis ins 16. Jahrhundert war Gallipoli der wichtigste Öllieferant des Königreichs Neapel. Interessant auch das Museum der "Meerestiere", in dem die Skelette vieler tot angeschwemmter Meeresbewohner ausgestellt sind.
Nach knapp 4 Wochen am Camping La Masseria mit war uns nach Tapetenwechsel, wir machten uns am Donnerstag, den 7. Februar auf die Weiterreise. Wohin und was und wo und überhaupt steht im 2. Teil unseres Reiseberichtes.
Besichtigt haben wir bisher nicht nur den Campingplatz La Masseria, sondern auch Monte San Angelo, Lecce, Otranto, Santa Maria di Leuca, Urgento, Gallipoli, Porto Cesareo samt Umgebung - und auf der Weiterreise Matera, die europäische Kulturhauptstadt 2019.